RùJìng/Meditation

RùJìng/Meditation ist eine der wichtigsten Methoden der Lebenspflege sowie ein Kerninhalt des QìGōng nach der TCM.

RùJìng/Meditation ist eine der wichtigsten Methoden der Lebenspflege sowie ein Kerninhalt des QìGōng nach der TCM. Aus Sicht der Lebenspflege soll der Geist häufig in einen beruhigenden und entspannenden Zustand versetzt und innerlich bewahrt werden; was voraussetzt, dass die psychischen Aktivitäten sowie die Gemütsstimmungen nach der Neutralen und Harmonischen Regel häufig im Alltag reguliert werden. Durch diese Regulierung können Geist und Körper in eine günstige Lage versetzt werden, sodass sich das innere Regulierungssystem, welches die physiologischen Vorgänge automatisch reguliert und dynamisch ausbalanciert, entfalten kann. Wie bereits erwähnt, ist QìGōng eine elementare Übungsmethode mit Integrierender Regulierung zwischen Geist, Körper und Atem, wobei die geistige Regulierung als das Wichtigste überhaupt, bzw. als Wesenskern bezeichnet wird. Ohne die geistige Regulierung verliert QìGōng seine Seele und Essenz. Dabei entspricht das Wesen der geistigen Regulierung dem/der RùJìng/Meditation.

Die traditionellen Experten der Lebenspflege haben die Regulierung des Geistes, bzw. die Geistige Regulation (TiáoShén) von jeher hoch angesehen, da hierdurch die geistigen, bzw. spirituellen Aktivitäten in einen besonderen Ruhezustand (恬憺虛無TiánDànXūWú) versetzt werden und durch die eigene Initiative innerlich aktiv reguliert und bewahrt werden können. Dieser regulierte und bewahrte Ruhezustand ist im Grunde auch der Zustand des/der hier genannten RùJìng/Meditation.

Das chinesische Wort RùJìng kann als „zur Ruhe kommen“, bzw. Meditation übersetzt werden. RùJìng ist ein sehr wichtiger Begriff des QìGōng, insbesondere für das Innere Training und die Geistige Regulation (TiáoShén).


Außer dem Wort RùJìng wurden zur Beschreibung des/der RùJìng/Meditation traditionell auch andere Begriffe verwendet, deren Inhalte jedoch denen des/der RùJìng/Meditation ähneln, so z.B.:

· „zur Leere kommen“ (入虛RùXū),

· „zur Stille kommen“ (入定RùDìng),

· „zur angeborenen geistigen Grenze kommen“ (入神RùShén),

· „zur ungeformten Auflösung kommen“ (入寂RùJì).


Im buddhistischen QìGōng wird RùJìng/Meditation als „Stille der Gedanken“ (禪定ChánDìng) und „Geistige Erleuchtung beim Sitzen“ (坐禪ZuòChán/ZaZen) bezeichnet. Zurzeit wird der Begriff RùJìng überwiegend im populären Bereich des QìGōng, insbesondere im Rahmen der Lebenspflege, angewandt.


Ebenso wie zahlreiche Definitionen von QìGōng aus verschiedenen Sichtweisen existieren, gibt es von der Tradition bis hin zur Gegenwart die folgenden verschiedenen Ansichten und Erläuterungen über RùJìng/Meditation:


· Im Buch 《Chinesisches QìGōng 中國氣功學》 (馬濟人Mǎ, JìRēn) wird RùJìng/Meditation so erläutert: "Während der QìGōng - Übungen wird ein besonderer intensiver Ruhezustand auf der Basis des konzentrierten Geistes erreicht. Dieser ist gekennzeichnet durch die Wachsamkeit an sich und eine Abkapselung von äußeren Einflüssen. Der Übende erlebt einen ruhigen, entspannten und innerlich zentrierten Zustand, durch den sich eine stabile physiologische Verfassung aktiv entwickeln und so seine seelische Ruhe vertiefen kann. RùJìng/Meditation ist ein besonderer Zustand des Lebens, der günstig sowohl zur Stärkung des Körpers als auch zur Pflege des Geistes ist."


· In 《Grundriss des Chinesischen QìGōng 中國氣功學概論》 (趙寶峰 Zhào, BāoFēng) wird RùJìng/Meditation in seinen/ihren Wirkungen differenziert erläutert: "Beim Üben werden die Überwuchernden Gedanken (雜念 ZáNiàn) aus dem Alltag reduziert und die äußeren und inneren Reize sinnlich abgelenkt. Dabei wird das Bewusstsein umfangreich beruhigt und innerlich zentriert."


· In 《Grundkenntnisse des/der RùJìng/Meditation im QìGōng 氣功入靜基礎》 (劉天君Líu, TīanJūn) wird RùJìng/Meditation hinweisend auf eine Zielvorstellung sowie ihre Auswirkungen auf das Verhältnis von Denkaktivität und Wahrnehmung wie folgt erläutert: „Während des Prozesses des Inneren Trainings erreicht man einen besonderen psychischen Zustand der Leere und des Nichts (虛無XūWú), in dem sich die alltägliche, rationale und abstrakte Denkweise des Großhirns in eine bildliche Wahrnehmung und anschließend in eine Sinnliche Wahrnehmung verwandelt. RùJìng/Meditation ist ein Übungsprozess, in dem sich die auf die äußeren Interessen gerichteten geistigen Aktivitäten überwiegend in der eigenen inneren Umgebung zentrieren. Über die Zentrierung des Geistes können die komplizierten chaotischen geistigen Aktivitäten wesentlich reduziert werden. Dabei wird die Gesamtlage des Geistes zum einfachen und geordneten Zustand zurückkehrend reguliert und die potentielle Regulationsfähigkeit des menschlichen Lebens kann sich auf dieser Basis umfangreich entfalten.“


Obwohl es gegenwärtig noch keine allgemeingültige übereinstimmende Definition für RùJìng/Meditation gibt, liefern die verschiedenen Definitionen Details, die sich zu einem Gesamtbild vereinen. So sind die verschiedenen Gedankengänge der zahlreichen unterschiedlichen Ansichten im Wesentlichen vor allem in ihren Intentionen identisch:


· Einerseits ist man bemüht, den physiologischen Zustand des/der RùJìng/Meditation in ihren wesentlichen Wesenszügen zu beschreiben;

· andererseits das psychische Wesen des RùJìng-/Meditationszustands definitiv zu erfassen.


Gewöhnlich wird RùJìng/Meditation als eine Stille-Übung angesehen und durchgeführt. RùJìng/Meditation ist der Kern der geistigen Regulierung, der sich nicht nur in den Stillen- /Inneren bzw. Geistigen Übungen positiv auswirkt, sondern auch in den Beweglichen, Äußeren sowie Körperlichen Übungen merklich spürbar wird.

Der einzige Nachteil dieses Grundkonzepts für die Lebenspflege (YǎngShēng) / QìGōng / RùJìng/Meditation ist die Schwierigkeit, den eigenen „Schweinehund“ zu überwinden.