2. Die Einteilung nach den vier charakteristischen Entwicklungsphasen 根据发展特点的四个层次

Zitat/Details vom Lehrbuch „Grundlagen des RùJìng/der Meditation im QìGōng“ 《氣功入靜基礎》

2. Die Einteilung nach den vier charakteristischen Entwicklungsphasen 根据发展特点的四个层次


Aus der integrierenden Sicht und Analyse zwischen den Charakteren des Entwicklungsprozesses und den unterschiedlichen subjektiven Erfahrungen von Líu, TīanJūn (劉天君) können die Entwicklungsphasen des/der RùJìng/Meditation in die folgenden vier Ebenen eingeteilt werden:


· Die Ebene der Entspannung und Ruhe (松靜 SōngJìng)

· Die Ebene der Spontanen Bewegungen (自发触动 ZìFāChùDòng)

· Die Ebene des Wohlbefindens (快感 KuàiGǎn)

· Die Ebene von Leere und Nichts (虛无XūWú)


2.1. Die Ebene der Entspannung und Ruhe (松靜 SōngJìng)


Entspannung und Ruhe (SōngJìng) befinden sich auf der elementaren Ebene des/der RùJìng/Meditation. Diese Ebene wird weiter in die beiden eng verbundenen Teile: körperliche Ausdehnung/Entspannung und geistige Beruhigung differenziert.


2.1.1. Ausdehnung und Entspannung (放松 FàngSōng)


Die so genannte Entspannung sollte vom Inhalt sowie der Betätigung nach im Sinne als durch aktives Ausdehnen effektiv entspannen verstanden werden. Im Chinesischen wird der Ausdruck FàngSōng (放松) gebraucht, Fàng (放) bedeutet ausdehnen und Sōng (鬆) entspannen. FàngSōng ist die wesentliche Grundlage der Meditation und bezeichnet die geeignete Betätigung zur effektiven Ausdehnung und ganzheitlichen Entspannung als auch die elementare Anforderung zur Entwicklung des natürlichen Ruhezustands.


Während der praktischen Betätigung sollte man darauf achten, dass:


· mit einer effektiven Ausdehnung nicht die einfach streckende Dehnung der Extremitäten gemeint ist,

· die Ganzheitliche Entspannung nicht mit völliger Passivität (schlapp oder kraftlos) und völligem Relaxen des Körpers verwechselt wird.


Die effektive Ausdehnung und die Ganzheitliche Entspannung werden aus der Sicht der Integrierenden Regulierung zwischen Geist, Körper und Atem ganzheitlich erfasst und integrierend ausgeführt. In der Praxis werden die drei voneinander abhängigen Aspekte zueinander gefördert und wirken gegenseitig zusammen. Wesentlich ist, dass durch die effektive Ausdehnung und Ganzheitliche Entspannung des Körpers der Geist gleichzeitig im Rhythmus der Atmung umfangreich beruhigt und innerlich zentriert wird.


Bei der praktischen Durchführung der Ausdehnung und Entspannung (FàngSōng) sind verschiedene miteinander verbundene und zusammenwirkende Körperabschnitte und Bereiche des ganzen Körpers betroffen:


· Körperhaltung sowie Körpermuskeln (willkürlich steuerbar);

· die physiologischen Funktionen der inneren Organe (unwillkürlich steuerbar), bzw. die angepasste Förderung und Regulierung der Atmung;

· die Aktivitäten des Geistes (Gedanken und Gemütsstimmungen);

· die Sinnesorgane und zusammenhängenden Gewebe.


Nur durch die Integrierende Regulierung zwischen Körper, Geist und Atem können alle erwähnten Körperabschnitte und Bereiche des ganzen Körpers gemeinsam angesprochen werden und umfangreiche effektive Wirkungen erzielt werden. Nur auf dieser Basis kann das Ziel der effektiven Ausdehnung und Ganzheitlichen Entspannung von der gesamten Lage her sowohl vom Körper als auch vom Geist innerhalb der ersten Ebene des/der RùJìng/Meditation ganzheitlich effektiv etabliert und weiterhin dynamisch stabilisiert werden.


Beispiele:


· Allgemein können die Körpermuskeln willkürlich steuerbar in gewissem Umfang entspannend reguliert werden; sie sind jedoch gleichzeitig eng mit der innerlichen Ausdehnung der Gelenke verbunden. In der konkreten praktischen Durchführung der Gelenkdehnung sollten daher die folgenden Zusammenhänge zwischen Gelenken und Körpermuskeln betrachtet werden:


o Zusammenhänge zwischen der inneren Dehnung der Wirbelsäule und Entspannung des Kopfes und Rumpfes


§ Halswirbel - Kopf und Sinnesorgane,

§ Brustwirbel - Brustkorb,

§ Lendenwirbel - Bauch,

§ Kreuzbein/Steißbein – Unterbauch/Beckenboden


Abb. Zirkulation zwischen Dū- und Rèn-Sondergefäß


o die Beweglichkeit der Gelenke des Brustkorbs zur Elastizität der Brustmuskeln;


o das Weiten der Schulterblätter zur Entspannung der Schultermuskeln;


o das innerliche Ausdehnen der Wirbelsäule zur Entspannung der Rückenmuskeln;


o das innere Drehen der Hüftegelenke zur Entspannung der Hüftmuskeln.


· Aus physiologischer Sicht bezeichnet man die Entspannung der inneren Organe als die Entfaltung ihrer Funktionen. Ihre physiologischen Entfaltungsmöglichkeiten hängen wesentlich von der physikalischen Lage ihrer biologischen Formen ab. Daher sind eine regulierte Körperhaltung sowie effektiv entspannte Körpermuskeln nicht nur günstig zur Entfaltung der physiologischen Funktionen, sondern auch gleichzeitig wirksam für die Pflege der inneren Organe.


Beispiele:


o Die Elastizität und die Beweglichkeit der Gelenke des Brustkorbes sowie der Schulterblätter begünstigen nicht nur die Entspannung des Oberkörpers, bzw. die Beseitigung von Verkrampfungen an Schultern und Nacken, sondern fördern innerlich die physiologischen Funktionen der inneren Organe, wie:


§ die rhythmische Bewegung der Lunge und die Harmonisierung zwischen Lüftung (Bronchien) und Gasaustausch (Lungenbläschen),

§ die Pflege des Herzens und der Gefäße bzw. die Förderung der inneren Atmung wie des Blutfließens im Gefäß.


o Eine aufrechte Wirbelsäule regt nicht nur eine starre sogar verkrampfte Lage der Rückenmuskeln sowie die schlappen Bauchmuskeln zur aktiven Entspannung an, sondern fördert gleichzeitig die Nervenwurzeln durch die innere durchgängige Dehnung der Wirbel, wodurch die inneren Organe weitgehend angeregt werden können.


o Positive Auswirkungen eines gedehnten bzw. geweiteten Brustkorbs und einer ausgedehnten Wirbelsäule sind wiederum, dass die Zwischenrippenmuskeln fein jedoch beweglich aktiviert werden, wodurch sich das Ausmaß der inneren Beweglichkeit des Zwerchfells bei entspannter Lage des Brustkorbes wesentlich vergrößert. So können die angespannten und verklebten inneren Organe unter dem Dach des Zwerchfells wie Bauchspeicherdrüse, Magen und Milz befreit werden, da durch die Dehnung mehr Raum zur Verfügung steht. Darüber hinaus wird durch die vergrößerte innere Dehnung des Zwerchfells die Bauchatmung natürlich vertieft und der Druck insbesondere im Unterbauch verstärkt. Auf diese Weise werden die gemeinsamen physiologischen Vorgänge der Verdauungsorgane wie Peristaltik innerlich angeregt, bis die Störung des Verdauungssystems beseitigt ist.


o Die bewusste hinunter gelenkte Zentrierung im Bereich der unteren Extremitäten ist unmittelbar wirksam nicht nur zur Förderung der schwachen Lage der unteren Körperabschnitte, sondern gleichzeitig zur Ausleitung des Fülle-Syndroms der oberen Körperabschnitte. Die integrierende Maßnahme der Abnahme/Ausleitung des Oben und Zunahme/Förderung des Unten (损上益下SǔnShàngYìXià) wirkt sich auch auf die geistig Entspannung aus. Darüber hinaus zeigt die effektive Entspannung der großen Muskeln der Schultern, der Brust und des oberen Rückens auch psychische Auswirkung hinsichtlich einer Stabilisierung ungünstiger sowie übertriebener schwankender Gemütsstimmungen, durch die die psychische Lage in der Neutralen harmonischen Mitte angepasst kontrolliert wird.


· Der Geist kann sich nur gemeinsam mit den beiden anderen genannten Bereichen entspannen. Umgekehrt spielt die angemessene geistige Aktivität gleichermaßen die zusammenwirkende sogar führende Rolle für die Entspannung des Körpers als auch der inneren Organe. Es ist nicht selten, dass die angespannten und gehobenen Schultern die innere Spannung des Geistes manifestieren. Die Entspannung des Gesichts (Entspannung der Sinnesorgane und der Muskeln der Mimik) manifestiert nicht nur die geistige Entspannung, sondern kann sich in gewissem Umfang auch auf einen Ausgleich der Stimmung auswirken. Häufig wird das Stirnrunzeln durch angespannte Schultern und Nacken verursacht und durch psychische Belastung wie stetiges Grübeln und andauende Sorgen verschärft. Das Innere Lächeln, das eigentlich entspannende Auswirkungen auf die Gesichtsmuskeln bzw. Muskeln der Mimik hat, kann z.B. nicht erfolgen, wenn der Magen verkrampft ist. Die gerunzelte Stirn oder das angespannte Gesicht zeigen häufig, dass sowohl der Körper und die inneren Organe als auch der Geist noch nicht vollkommen effektiv entspannt sind. Die folgenden zunehmenden Anzeichen manifestieren die geistige Beruhigung oder das „zur Ruhe kommen“:


o Die Überwuchernden Gedanken werden offensichtlich reduziert und der Geist wird erst allgemein von der gewöhnlichen Spannung entlassen, bzw. vom Stressdruck befreit, sodass er sich beruhigen kann oder beruhigt wird.


o Die beharrlichen geistigen Probleme können im Wesentlichen losgelassen werden oder lassen sich tolerant bei Seite legen.


o Da die Neutrale zentrierte Denkweise (意Yì) sich mit dem Aufrechten Gedanken/Leitgedanken (正念 ZhèngNiàn) entfaltet und zunehmend etabliert, können die neu auftauchenden ungünstigen Gedanken umgehend beseitigt werden.


o Gleichzeitig können übertriebene Schwankungen der Gemütsstimmungen bewusst kontrolliert und angemessen reguliert werden.


o Die geistige Aktivität wird in sich offensiver konzentriert, um auf und in die eigenen physiologischen und psychischen Vorgänge zu lenken und diese zu integrieren.


o Die Denkweise der Wahrnehmung entfaltet sich ausreichend und die Sensibilität der Sinnesorgane erhöht sich.


Tatsächlich beinhaltet derselbe Begriff Entspannung für die oben erwähnten Bereiche jedoch sehr unterschiedliche konkrete Betätigungen sowie physiologische Bedeutungen, z. B.:


· Auf der willkürlichen steuerbaren Ebene ist die Entspannung der oberen Extremitäten wie die der Arme und der oberen Körperabschnitte, die der Schultern viel leichter zu erreichen als die des Rückens; die der Muskelstränge neben der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten wie der Beckenschaufel.


· Für die willkürliche Steuerung durch das Sichtbare Bewusstsein ist die Entspannung der inneren Organe und des Geistes noch viel schwieriger zu erreichen als die der Körperhaltung und der Körpermuskeln.


· Aus der physiologischen Sicht ist die effektive Entspannung der inneren Organe bedeutend sinnvoller als die willkürliche Entspannung der Arme. Insbesondere zur Heilung gegen einige chronische innere Erkrankungen hat die effektive Entspannung der inneren Organe eine wesentliche Bedeutung. Sie kann sowohl als eine effektive Maßnahme als auch als gutes Anzeichen zur Rehabilitation eingeordnet und angewandt werden.


· Während der praktischen Betätigung der geistigen Entspannung können zuweilen zahlreiche Überwuchernde Gedanken (ZáNiàn) auftauchen, jedoch verstärken sich meist beharrliche geistige Probleme intensiver im Alltag. Es ist verkehrt, wenn der Versuch unternommen wird, diese wieder auftauchenden, sogar verstärkten Überwuchernden Gedanken mit der Rationalen Denkweise künstlich und gezielt zu lösen oder zu beseitigen. Die Beruhigung des Geistes wird auf diese Weise aufgrund der intensiven Aufgabe aufgehoben, wodurch die geistige Entspannung scheinbar ebenso vernichtet wird. In diesem Fall sollte daher die geistige Aktivität – nämlich die bewusste Aufmerksamkeit – nicht direkt zu den wieder auftauchenden Überwuchernden Gedanken hingelenkt werden, um sie gezielt zu beseitigen und neu rational aufzulösen, sondern die gelassene geistige Betätigung ist gefordert, durch die die Aufmerksamkeit quasi als Gegengewicht zu den wieder auftauchenden Gedanken abgeleitet werden kann. Wenn das bewusste Hinlenken der Aufmerksamkeit auf diese Gedanken unterbleibt, werden sie weder zunehmend beachtet noch rational analysiert werden. Durch die erweckte Achtsamkeit des Geistes werden die wieder auftauchenden Überwuchernden Gedanken zunehmend vernachlässigt, bis sie von selber allmählich geschwächt und letztlich verschwunden sind. Nach diesem Prozess ist die Geistige Ruhe vergleichbar mit einem klaren Wasser und die wieder auftauchenden Gedanken sind mit fliegenden Vögeln. Wenn sie vorbei fliegen, werden ihre Figuren auf dem Wasser widergespiegelt; wenn sie wegfliegen, werden sie keine Spuren hinterlassen. Jedoch wird das klare Wasser, nämlich die Geistige Ruhe, nicht von den „Vögel(che)n“ - auftauchenden wieder entschwindenden Gedanken - zerstört. Wenn die Gedanken weder aktiv entstehen noch rational beachtet werden, kann der Geist sich entspannen.


Abb. Keine Spur auf dem klaren Wasserspiegel hinterlassen


Im Wesentlichen wird die effektive Entspannung nur erreicht, wenn die oben erwähnten Bereiche des gesamten Körpers gemeinsam und harmonisch entspannt werden. Mit Ganzheitlicher Entspannung sind die umfangreichen Bereiche des Körpers, der inneren Organe sowie des Geistes als integrierte Wirkung der Qualität, anstatt nur einer quantitativen Summe aller einzelnen eintönig entspannten Körperabschnitte gemeint. Entspannung auf dieser Basis zeigt einen aktiven ganzheitlichen integrierenden Prozess, in dem die zahlreichen unterschiedlichen scheinbar widersprüchlichen, jedoch wesentlich abhängigen Betätigungen jeweils aus den einzelnen konkreten Feldern wie Ausdehnen/Zusammenziehen und Anspannen/Entspannen angepasst werden.